Neulich im Minus.
Die folgende Geschichte spielt wieder Aachen. Wen wundert das schon. Hier verbringe ich schließlich die meiste Zeit. Bevor sie losgeht möchte ich euch warnen. Ich bin müüüde! Mein Kopf ist voll… und mein Magen auch, denn ich habe gerade gegessen. Normalerweise reicht es mir zu essen um müde zu werden. Jetzt ist außerdem mein Kopf voll. Ich habe eine höhere Stufe der Müdigkeit erreicht. Das ist wie bei den Atomen mit der Inneren Energie, Enthropie, Enthalpie und all dem Krimskrams, der da eine Rolle spielt.
Naja, ihr versteht was ich meine. Meine Müdigkeit alleine ist noch keine Besorgung wert. Es bedeutet nur, dass die Gefahr besteht, dass ich erzähle und erzähle und erzäh… und ganz viele Untergeschichten zum Vorschein kommen, die ich eigentlich gar nicht erzählen wollte.
Denn es ist so, dass heute Montag ist.
Ja. Genau.
Und Freitag morgen werde ich Chemie schreiben. Meine aller erste Klausur. Scheiße. Ich kann nicht bestreiten etwas aufgeregt zu sein.
Scheiße. Nein, nicht “Scheiße” wegen der Aufregung… ich habe vergessen welche Geschichte ich eigentlich erzählen wollte. (Scheiße, ich werde langsam vulgär!… das macht vergesslich)
Also gut. Fassen wir noch einmal zusammen. Die Geschichte könnte lang und verstrickt werden, weil ich müde bin. Ich bin müde weil ich gerade gegessen habe und vor allem weil ich das ganze Wochenende und heute Chemie gelernt habe. Ich habe das ganze Wochenende und heute Chemie gelernt weil ich am Freitag Chemie schreibe. Und eigentlich darf die Geschichte gar nicht lang werden, denn gleich muss ich wieder lernen.
Scheiße, bis jetzt ist die Geschichte nur lang und dreht sich im Kreis. (Alle die sich jetzt schon langweilen haben einfach keine Ausdauer und sollten jetzt auf einen andere tolle Seite des Internets surfen… oder einsehen das sie ihre Langeweile selbst schuld sind um dann weiter zu lesen. Ich verspreche im Gegenzug endlich auf den Punkt zu kommen und hiermit das letzte Mal in dieser Geschichte “Scheiße” zu schreiben.)
Also. Zurück zur eigentlichen Geschichte. Als erstes grenze ich das Thema ein. Das ist etwas handfestes, an das ich mich halten kann.
Thema: “Weil minus und minus plus ergeben, möchte ich dort nicht mehr einkaufen!”
Die Geschichte ist die, dass ich gerade eigentlich nur eine kleine Lernpause mache, zu der ich mich entschlossen habe, weile ich mich nicht mehr auf Chemie konzentrieren kann. Ich weiß nicht ob ihr das in gleicher Weise von euch kennt, aber wenn bei mir die Konzentration wegen Müdigkeit nachlässt, weichen meine Gedanken in irgendwelche am Tag oder Vortag erlebten Geschichten aus. Das Schlimme daran ist, dass diese Geschichten zum erlebten Zeitpunkt gar nicht einmal besonders merkenswert waren. Ich erinnere mich nur wieder an sie weil ich sie, aus irgendeinem Grund mit dem eigentlich viel merkenswürdigeren (und manchmal auch merkwürdigen) Thema aus dem Buch vor mir, assoziiere.
So kam ich zum Beispiel vor einer halben Stunde auch auf das Thema der eigentlichen Geschichte.
Es geht um eine Ladenkette, einen so genannten Lebensmittel Discounter, den ihr alle kennt. Ich möchte den Namen nicht nennen, denn dieser Laden ist schei### !(ich hab’s nicht geschrieben!!!) Er gibt einem jedenfalls tausend Gründe über ihn her zu ziehen, ihn durch den Dreck zu ziehen und den Leuten wärmstens davon abzuraten in ihm einzukaufen. Und da ich im folgenden anhand von ausgesuchten Beispielen nur schlechtes über diesen Laden schreiben werde, gebe ich nur folgenden Tipp: Der Laden heißt wie das mathematische Zeichen für die Addition. Ich hätte ihm das Zeichen der Subtraktion gegeben… aber das könnt ihr wahrscheinlich erst gleich verstehen.
(Für die, die es noch interessiert: hier war auch der verknüpfende Gedanke zur Chemie. Nur der Name dieser blöden Einkaufs-Kette war die Assoziation. Und weil es in Chemie andauernd um positive (+) und negative (-) Ladungen geht.)
Erst einmal ganz grundsätzlich eine Frage! Ist es normal als Geschäft einer großen Kette, dass das einzige Lebensmittelgeschäft im Umkreis von circa einem Kilometer ist, sich mitten im Studenten-viertel befindet, also mit regem Zulauf rechnen muss, in die Situation zu geraten kein Brot, kein Wasser, keine Milch, kein Scheibenkäse und kein ach ich weiß nicht mehr was!, so viel haben die manchmal nicht mehr vorrätig!!! …ja, das alles nicht da zu haben???
Und dabei dann nur eine von drei Kassen zu öffnen? Ihr werdet sagen ich bin klein kariert… ich bin zwar Maschinenbauer aber… nein so etwas ist doch sch… schlimm! Und kommt mir ja keiner mit irgendwelchen Entschuldigungen nach dem Motto: “Die armen! Die sind mit euch vielen Studenten überfordert” Na klar sind die überfordert. Und das ist ja auch das Problem. Aber wir als Studenten sind nicht die Bösen in der Geschichte, nur weil wir viele sind. Und sagt jetzt nicht ich nehme das alles zu persönlich. Es ist persönlich. Es ist sogar existenziell! Der Laden kriegt es nicht einmal auf die Reihe die zum Leben wichtigsten Nahrungsmittel vorrätig zu haben. Und das auch wenn man drei mal am Tag, über den Tag verteilt gucken geht. Also. Keine Ausreden, Entschuldigungen, Verständnis aussagende Klauseln,… und die Tür für Lieferungen habe ich selbst gesehen, sie ist nicht zu klein, der LKW kann davor parken, es handelt sich also auch nicht um ein derartiges technisches Problem.
Es handelt sich also um ein logistisches Problem. Ein Problem im Management würden jetzt die BWLer sagen. Aber die sind auch blöd. (Sagt man hier zumindest)
Ach, ich will auch gar nicht wissen woran es liegt. Ich möchte nur mal endlich wieder wie gewohnt einkaufen können.
Der Laden war mir von Anfang an suspekt. Also seit den ersten Wochen hier in Aachen. Ich kann mich nur zu gut daran erinnern, dass Martin mir damals von einem Erlebnis erzählte, das er in einem Laden der gleichen Filiale gemacht hatte. Wir waren am Abend bei Bene zum “in den Geburtstag rein feiern” eingeladen. Martin hatte mich angerufen um mich darauf aufmerksam zu machen, dass noch kein Geschenk vorhanden war. Wir einigten uns auf Wodka. Den von Absolut. Wir überlegten wo es diesen Wodka außer bei Ikea noch zu kaufen gibt. Überall. Martin schlug vor den Einkauf selbst in die Hand zu nehmen… in einem Laden der besagten Kette. Und? Den Rest erfuhr ich dann bei Bene.
Alle die jetzt meinen der Wodka wäre nicht vorrätig gewesen liegen falsch. Wodka haben die immer. Nur Wasser haben die nie. Nein, das Problem war wohl ein ganz anderes. In diesem Laden sind die “heißen” Getränke in einem Glas-Schrank eingeschlossen, so dass sich Martin zwingender maßen an eine Verkäuferin wenden musste. Diese verwies jedoch unfreundlich auf ihre Kollegin an der Kasse, mit der Ausrede ihre Schicht sei jetzt vorbei. Die Antwort, die Martin von der Verkäuferin an der Kasse bekam ließ die Gesamtsituation auf das Gleiche hinauslaufen. Kein Wodka. Ganz Genau das gleiche wie die Deutsche Wahlsituation zu dieser Zeit. Kein Ergebnis. Mit dem einzigen Unterschied, dass im Gegensatz zu den Parteien bei einer Wahl, hier keine der Verkäuferinnen in geringster Weise in der Lage war Verantwortung zu übernehmen. (Ob Parteien wirklich dazu in der Lage sind, ist wieder eine andere Frage. Ich lasse diesen Satz einfach mal so stehen und verlagere die Diskussion über die Fähigkeiten von Politik, Parteien und Politiker auf später.)
Nun ja, nach langem demütigendem Betteln bekam Martin dann schließlich doch was er wollte.
Aber was ist das denn bitte für eine Arbeitseinstellung. Kein Wunder, dass die nie was vorrätig haben, wenn die sich für Nachbestellungen genauso verantwortlich fühlen…
…Am Freitag wieder… weil ich meiner Mutter versprochen habe mich auch alleine gesund zu ernähren, esse ich gerne Obst. Beim Minus (ich nenne den Laden jetzt einfach so! Hat er verdient.)…beim Minus - ich wollte eigentlich Bananen und Mandarinen kaufen - gab es auch nach langem Suchen nur noch Äpfel. Die Sorte Äpfel, die ich sonst immer nehme war auch nicht mehr da. Also “entscheide” ich mich für grüne! (keine Ahnung wie die heißen, ich bin da jetzt kein Fachmann) Die Meisten hatten dicke Kitsche, also suchte ich mir 4 schöne grüne Äpfel heraus. Ihr kennt das ja: in so ne durchsichtige Tüte und weiter geht’s.
Nach einer viertel Stunde Kassenschlange - “Angela” (gesprochen wie Engel auf englisch und dann ganz lange aaaaa) , der Name einer der Verkäuferinnen wurde dauernd von der gestressten Kassiererin gerufen. Angela war wohl mit dem alles rettenden Schlüssel Richtung Kasse unterwegs, brauchte nur zu lange. Eine Welle der Unruhe und Nervosität breitete sich vom kleinen Büro im hinteren Teil des Ladens bis in die einzige lange ungeduldige Schlange an der Kasse aus. Alle warteten auf Angie! (die Verkäuferin. Politik, ein anderes Mal, hatte ich gesagt.) Das jetzt schon einige Zeit fehlende Piepen des Kassenscanners wurde durch das ebenfalls nervös und ungeduldig klingelnde Telefon aus dem kleinen Büro ersetzt. Doch keiner gab auf und Angela kam.
Ja. Nach einer viertel Stunde Kassenschlage - sagte ich schon - viel dem geschulten Auge der Kassiererin ein Fehler in meiner Einkaufs-Matrix auf. Sie hatte durch die trübe durchsichtige Plastiktüte hindurch einen leichten Unterschied in der Pigmentierung einer der vier Äpfel festgestellt, der mir nicht wirklich aufgefallen war. Kaum hatte sie die Tüte zerrissen, die Äpfel verglichen, versuchte sie mich nun als einen Dieb dastehen zu lassen, indem sie ausdrücklich auf den Preisunterschied des einen Apfels von +8 Cent und die völlig unterschiedliche Lage der Apfelsorten an der Theke hinwies. Ein derartiger Unterschied in der Pigmentierung der Äpfel in meiner Tüte sei also ohne eine bewusst Vermischung meinerseits in Ihrem Laden praktisch nicht möglich. Ja, so in der Art.
Auf meine Antwort, ich wolle eigentlich nur vier Äpfel wusste sie nichts mehr zu erwidern als ein Kopfschütteln, begleitet von einem dümmlichen Grinsen, (nach dem Motto: ”was für ein dummer Junge!”) das eindeutig an meinen Hintermann und nicht an mich gerichtet war. Dieser guckte sie nur blöd und verärgert an weil sie mit ihren Geschichten alles aufhielt und es schon wieder an der einzige Kasse nicht weiterging. Im Endeffekt fand ich es dadurch ganz lustig ...und sie nicht mehr.
Nun gut, wie ihr seht hat es dieser Laden in sich. Und es gäbe noch einige Geschichten zu erzählen… Die von der Milch die ich dort mal gekauft habe, die von der Milch die ich nicht mehr kaufen konnte,… Von den Pennern die mal vor dem Minus hingen,… Vom Kauf einer Mikrowelle mit Ofen-Funktion, die ich schließlich doch umgetauscht habe,… Vom wahrscheinlich schwulen Kassierer, der beim Döner essen geht… Vom immer währenden Verkäuferinnen- Gezicke… usw.
Geschichten über einen Saftladen, der gar keinen Saft vorrätig hat. Alles Scheiße, eigentlich tragisch, aber im Detail wieder lustig.
Verdammt, ich habe wieder Schei### geschrieben. Ich habe das Versprechen verletzt, dieses Wort nicht mehr zu schreiben. Ich muss die Konsequenzen daraus ziehen, die Verantwortung auf mich nehmen, diesen Text jetzt beenden.
1 Comments:
Jaja der Minus. Nette Wortschöpfung. Aber als Kölner an sich! ;) kennt man auch keinen anderen Laden. Und alles in allem passt das schon. Gibt noch schlimmere!! (Gibt immer etwas/jemanden schlimmeres oder besseres) Überhaupt Deine Wortschatz und Erzählweise ist wirklich formidabel. Sehr amüsant und geistreich. Frag mich nicht wie ich hier hingekommen bin. Aber habe einfach mal spontan Dein Blogg gelesen und habe die ganze Zeit gegrinst. Danke und tschö! Ach ja... alaaf ;-)
Kommentar veröffentlichen
<< Home