Warum ich Karneval so liebe.
Eijentlisch bin isch ja ne fröhlische Minsche, aber dieses Jahr hatte ich absolut kein Bock auf Karneval. Der Tag hatte schon gut angefangen - mit einem unerwarteten Anruf von einer Freundin, die mit der Frage wo ich denn sei in meinem gerade aufgewachten Gehirn eine Flut von Fragen ohne Antwort, perplexen Gedanken und verwirrten Konfusionen auslöste. Und obwohl ich mich selbst nicht verstand sprach mein Mund, ohne mich vorher gefragt zu haben, all diese komischen und sinnlosen Dinge in den Hörer meines Handys. Sie, auf der anderen Seite fand das anscheinend lustig, was mir nicht entging doch mein Gehirn zunehmend und weiterhin überforderte. Naja. Auch wenn ihr das nicht ganz nachvollziehen könnt, ich war jedenfalls auf dem bestem Wege dahin mich zum Affen zu machen. Zu einer Kreuzung aus einem Orang Utan und einem Schimpansen um genau zu sein, doch das stellte ich leider erst dann fest als ich endlich aufgelegt hatte.
Nur noch das Affen-Kostüm fehlte mir. Denn eigentlich hatte sie ja nur aus einem ganz simplen, ja so auf der Hand liegenden Grund angerufen. Es war Fettdonnesrtag (der Name hier in Aachen für Weiberfastnacht - und ich find ihn reichlich bescheuert) und ich sollte nur mitkommen und feiern gehen. Das hatte ich in diesem Moment leider gar nicht so verstanden; und auch gar nicht so verstehen können, denn nach zwei Wochen Extremchemieundmathepaukerei hatte mein Gehirn die Worte „Feiern“, „Trinken“, „Saufen“ und vor allem „Karneval“ und „Kostüm“ fast vollkommen gelöscht. Statt dessen frage ich sie wie ein volltrunkener Karnevalsaffe ob sie wegen ihrem Geburtstag anruft. Häääh? Ich war doch selbst da, als sie gefeiert hat… vor gerade mal ein paar Monaten! (Trottel)
Nach diesem Telefonat wusste ich es jedenfalls: „Heute ist verdammt noch mal Karneval!“ Kaum hatte ich diese Tatsache bewusst festgestellt fiel mir ein, dass ich eigentlich mit Heiko in die Mensa gehen wollte, und das Karneval dieser Planung vielleicht im Wege stehen konnte. Bestimmt hatten alle Mensen geschlossen, denn die Mensa-Kassiererin hatte schon seit mindestens einer Woche die Jecken-Charts auf dem kleinen Kassettenrecorder, der neben der Kasse steht hoch und runter gehört. Ich rief also Heiko an; Heiko schaute im Mensa-Heftchen nach; Alle Mensen geöffnet außer Mensa II. Easy, also 14 Uhr vor der Mensa am Hauptgebäude.
Um zwei vor der besagten Mensa war dann natürlich nix mehr easy. Für uns jedenfalls nicht. Denn außer lauter Mi laasse de Dom in Kölle - Musik und den sich besoffen dazu bewegenden Witzfiguren schien es in dieser Mensa nix zu geben. Das ein Weizen auch ein halbes Brot ersetzen kann, wie es mir der Clown vor der Mensa fast schon „verkündete“, half uns beiden nichtdurstigen natürlich nicht weiter. Tolle Party. Super. Scheiß Karneval. Nach einer kurzen Runde durch die Stadt stellten wir fest, dass das Mensa-Heftchen gelogen hatte. Natürlich hatten ALLE Mensen geschlossen! (ich wusste es doch: die Kassiererin steht total auf Karneval) Also Pizza in der Pontstraße, in der natürlich noch mehr von diesen lustig feiernden Knallköpfen rum liefen. Scheiß Karneval.
Ich entschloss mich also nach der Pizza dazu, mich in die ruhige Uni-Bibliothek zurück zu ziehen um mich dort der Mathematik weiter zu widmen. Eine Gute Idee. Hier waren alle normal. So überlebte ich schließlich den Tag, der ja schon so bizarr angefangen hatte. Außer einer kurzeitigen Invasion der Bibliothek durch betrunkene Anhänger, einer von mir (in diesem Jahr) als blöd empfundenen Tradition konnte mich hier nichts davon abhalten die letzten 3 an der RWTH gestellten Matheklausuren auf Zeit durchzurechnen. Nur mein deshalb regelmäßiger Blick auf die Uhr erinnerte mich schlagartig daran, dass ich ja eigentlich noch einkaufen wollte. Wie schon von mir befürchtet, hatte mein „Lieblingsladen“, der blöde Minus schon seit 13:30 Uhr geschlossen. War ja klar. Es war viertel vor acht - ich muss zugeben, das war ich selbst schuld - also musste ich schnell einen anderen Supermarkt finden, der auch an diesem Tage offen hatte. Zum Glück war ich mit dem Fahrrad unterwegs, was mir noch ermöglichte den Delhaize (fragt mich nicht wie man diesen Namen korrekt ausspricht) noch rechtzeitig zu erreichen. Im Delhaize fand ich alles was brauchte, und sogar ganz überraschender Weise die Anti-Fett-Teflonpfannen-Bürste, die ich im Minus hatte vergeblich suchen müssen. An der Kasse, um punkt acht Uhr, war ich als vorletzter Kunde dran. Ein aufgeregt wirkender junger Mann kam von draußen wieder herein. Er hielt einen Kassenbon in der Hand und behauptete hektisch etwas stimme mit der Abrechnung nicht. Ich konnte der eigentlich netten Kassiererin, die wie auch ich an ihrer Stelle nur noch ihre Kasse schließen wollte, den Ärger im Gesicht ablesen. Leicht genervt, aber beherrscht und ohne sich vom Einscannen meiner Teflon-Pfannen-Bürste abhalten zu lassen fragte sie ihn was sie ihm denn noch schulde. Seine Antwort war zugleich belustigend, verärgernd, und für strenge Wirtschafts-Moralisten vielleicht bewundernswert! Nein, sie schulde ihm rein gar nichts, er sei es, der ihr ganze 70 Cent schulde. Im Gesicht der jungen Kassiererin stand jetzt mehr so etwas wie Mitleid und gleichzeitig Belustigung geschrieben. Sie hielt die Situation wahrscheinlich für die witzigste und dämlichste Anmache ihres Lebens als Kassiererin. Zum Glück hatte ich schnell alles in meinem Rucksack verstaut, denn ich konnte fast nicht mehr vor lachen… Ihr hättet den Typen sehen sollen, als er die 70 Cent rausrückte!
Ich war erleichtert. Heute morgen war ich der Affe gewesen. Aber es gab schlimmere Leute. "Wahre" verstörte Volltrottel!
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