Mit papa Paparazzi in Berlin! Teil 1
Verflixt und zugenäht! Da bin ich heute morgen extra früh aufgestanden und hab mich auf den langen Weg nach Aachen gemacht um jetzt fest zu stellen, dass das zweite Semester erst morgen richtig los geht. Vor mir: Ein ganzer Tag, an dem ich mittlerweile nichts anderes mehr fest eingeplant habe als einkaufen und essen zu gehen. Ein Zustand auf den ich nicht vorbereitet war; der zunächst Verärgerung in mir hervorrief, mir jedoch jetzt die Möglichkeit gibt an dieser Stelle wieder etwas zu schreiben.
Letzte Woche war ich noch in Berlin, und gerne erinnere ich mich jetzt daran zurück.
Mit Blasen an den Füßen und Ringen unter den Augen landeten mein Vater und ich am Donnerstag Abend wieder in Köln/Bonn. Eigentlich kein gutes Zeichen. Jedenfalls nicht das was man von einem erholsamen Kurzurlaub erwartet. Erholsam war unser dreitägiger Foto-Trip durch Berlin nicht unbedingt, aber dafür umso spannender.
Am Montag Abend hatten wir uns nach einer ewig langen Fahrt vom Flughafen Schönefeld in unser Hotelzimmer im Bezirk Mariendorf einquartieren können. (Ich möchte nie wieder in Schönefeld landen müssen. Leider fliegt German Wings nur dort hin.)
Tag 1:
Mit drei Kameras bewaffnet machten wir uns schließlich Dienstag morgens auf den Weg nach Prenzlauer Berg, einem Ortsteil des Bezirks Pankow im Nordosten Berlins. Mit der U6 waren wir innerhalb einer viertel Stunde vom Hotel an der Friedrichstraße, von wo aus man nahezu überall hin weiter fahren kann. Wir fuhren also mit der U2 bis Senefelderplatz. Die U2 war die erste "elektrische" Berlins und Deutschlands. Damals noch "Linie 1" von Siemens gebaut und aus eigener Tasche finanziert, da niemand der neuen Technologie Vertrauen schenkte. Naja, Papa interessiert sich für das "Schienenkraftfahrwesen" und seine Geschichte... und für mich als Maschinenbaustudent ist so etwas auch gut zu wissen!
Nun gut. Wir befanden uns jedenfalls jetzt im damaligen Ostberlin, um den geschichtlichen Kontext zu nennen. Im Krieg blieb der Ortsteil von den Bomben verschont, so dass viele Altbauten aus der Zeit der Jahrhundertwende erhalten blieben. In der DDR waren viele dieser Gebäude leider dem Verfall verurteilt, so dass heute an jeder Ecke Saniert und Renoviert wird. Das Ergebnis ist eine interessante Mischung aus Altem und marode Heruntergekommenem und vital frischem Neuem: Kleine junge Straßen-Cafés, Restaurants sowie Schallplattenläden und Boutiquen sind in den letzten kleinen Ecken eines alten Wohnblocks zu finden.
Für mich und meinem Schwarz/Weiß-Film konnte es an diesem sonnigen Tag keine bessere Kulisse geben. Am Senefelderplatz, Ecke Kollwitzstraße , gibt es einen alten Ost-Abenteuerspielplatz, der heute aus Sicherheitsgründen gesperrt ist. Die wilden Baumhausartigen Holz-Konstruktionen, die Kinder damals - denke ich - auch selbst gebaut haben, waren im Kinderfilm "Die Stadtpiraten" schon Kulisse gewesen: Eine Bande von Straßenkindern findet einen silbernen Alukoffer und versteckt in dort. Dieser gehört einem US-Militär-Offizier, enthält heiße Dokumente, und wird aus diesem Grund zum Objekt der Begierde für alle; den Amis, den Russen und den Kindern die mittlerweile einen Schatz darin erwarten. Naja, ein sehr komischer Film jedenfalls.
An der Fassade des Hauses gegenüber hingen vor ein paar Jahren, senkrecht in die Luft schauend, noch gigantische Plastik-Kühe. Ich hatte gehofft sie diesmal knipsen zu können, doch jetzt sind sie weg weil nebenan gebaut wird. Alles ist hier im Wandel. Ja, wie überall in Berlin, doch hier anscheinend ganz besonders.
Ursprünglich ein Arbeiterviertel zog der Stadtteil zur DDR-Zeit eher die dem "System" nicht ganz angepassten Menschen an. Studenten, Kulturinitiativen und Literaten prägten das Image des Prenzlauer Bergs. Mittlerweile hat sich der Prenzlauer Berg eher zum „Szeneviertel“ entwickelt, in dem jetzt meinem Eindruck nach eher Yupies leben.
Besonders lebendig ist es um den Kollwitz- und den Helmholzplatz herum. Ganz besonders am U-Bahnhof Eberswalder Straße und in der Kastanieneallee. Dort habe ich einen super Plattenladen entdeckt, in dem ich einen ganzen Tag hätte verbringen wollen. Ein anderes mal...